Vereinsgeschichte

Die Gründungsversammlung des Vereins war am 17. April 1964 im Saal des Gasthauses „Hirsch“ in der Hauptstraße 43. Jedoch die Wiege des gemeinschaftlichen Akkordeonspielens in Reilingen stand in der Hauptstraße 177 bei der Firma „Hopf“. Die dortige Spielgruppe setzte sich zunächst aus Akkordeon spielenden Mitarbeiterinnen der Firma zusammen, deren Inhaber Gustav HOPF die Musikgruppe schon 1958 aus der Taufe hob und kräftig förderte.

1962 reifte dann der Entschluss, das Akkordeonspiel auch über die Firma Hopf hinaus der Reilinger Jugend näher zu bringen. Dem damaligen Aufruf über die Ortsrufanlage folgten 12 Jugendliche, die dann mit firmeneigenen „Concerto 2-Akkordeons“ ausgestattet wurden und in den Firmenräumlichkeiten die wöchentlichen Übungsstunden in Vierergruppen erhielten. Der legendäre Eberhard Demleitner – er war u.a. schon jahrelang der musikalische Leiter des Betriebsorchesters und Dirigent des HAO Hockenheim – erteilte den Akkordeonunterricht. Recht bald schon wurde auch Orchester-Literatur aufgelegt: Die 12 Anfänger spielten in der 1. und 2. Stimme und die übrigen Orchester-Instrumente besetzten die erfahrenen Musiker aus der Firma und aus Hockenheim. Wenn ich mich so umschaue, gibt es noch einige hier im Saal, die sich an die ersten Orchesterstücke „Primavera-Ouvertüre“ und den „Holzschuh-Marsch“ erinnern.
Mit zunehmenden musikalischen und organisatorischen Aufgaben entschlossen sich die beiden Gründungsväter Gustav Hopf und Eberhard Demleitner das Orchester auf der Basis eines Vereins weiterzuführen. Bleibt also festzuhalten: Das Orchester ist einige Jahre älter als der Verein!

Bei der schon erwähnten Gründungsversammlung im HIRSCH wurde dann Karl Matjeka zum 1. Vorsitzenden und Arno Müller zum 2. Vorsitzenden gewählt. Die erst 16-jährige Helga Pepperkok (verh. Scheuermann) übernahm die Vereinskasse. In der Vorstandschaft mit dabei war damals schon Richard Geißler als jüngster Beisitzer.
Die musikalische Leitung blieb zunächst weiterhin in den bewährten Händen von Eberhard Demleitner, der bereits im Januar 1965 mit dem jungen Verein sein 1. Konzert auf der Bühne des Tanzlokals „Krone“ gab. Weil die Orchesterstücke für ein ganzes Konzertprogramm nicht ausreichten, spielten junge Solisten auf. Diese Solisten der ersten Stunde waren Doris und Marianne, Manfred und Eberhard.
Laut Kassenbuch wurden bereits 300 Programme gedruckt und verkauft. Welch großer Erfolg: 1967 gab es dann schon an die 500 Konzertbesucher!
Zwischenzeitlich – 1965 – hatte Eberhard Demleitner bereits die musikalische Stabführung an seinen Reilinger Schüler und Hockenheimer Orchesterspieler – den erst 21-jährigen Ernst Hoffmann übergeben.
Durch seine engagierte Aufbauarbeit sowohl beim privaten Akkordeonunterricht als auch in den Orchesterproben entwickelte Ernst Hoffmann über die Jahre hinweg das Akkordeon-Orchester zu einem über die Grenzen Reilingens hinaus viel beachteten und gern gehörten Klangkörper.
Eine bunte Mischung an geselligen Aktivitäten ergänzte das musikalische Wirken der damals Jugendlichen. Kameradschaft, Freundschaft und Zusammenhalt werden seither im Verein großgeschrieben!
Wir waren schon immer mehr als ein reiner Akkordeon-Ausbildungsverein!

Über Jahrzehnte hinweg waren wir nebenbei auch noch ein Fastnachtsverein mit Vereinskappenabend und Büttenreden, mit Kinder- und Teenagermaskenball in der Mannherz-Halle und mit Heringsessen am Aschermittwoch.

Alle diese Aktivitäten – verbunden mit viel zusätzlichem Engagement – füllten auch immer wieder die Vereinskasse auf.
1974 – feierte der Verein sein 10-jähriges Bestehen mit einem bezirksoffenen Wertungsspielen unter Beteiligung von 20 Orchestern im damaligen Lutherhaus.
Für die Vereinsarbeit elementar erwies sich die Gründung eines Schülerorchesters, dessen musikalische Leitung Hans-Peter Hoffmann übernahm.
Über die Jahre hinweg führten anschließend noch Marion Vehlies, Iris Lörsch, Tina Auer und Lisa Kirrmeier den Dirigentenstab bei der Jugend. Zum Auftritt des Schüler- und Jugendorchesters bei der Jubiläumsveranstaltung vor 10 Jahren schwärmte der Berichterstatter der Schwetzinger Zeitung euphorisch von „ausgeprägten Talenten“ und „stehenden Ovationen für den Nachwuchs.“ Und Dirigent war damals Johannes !!!

Das Zwanzigjährige feierte man bereits mit einem Ehrungsabend für verdiente Vereinsmitglieder sowie mit einem Freundschaftsspiel von 14 Orchestern und mit einem abschließenden Höhepunkt: mit einem sehr gut besuchten Festkonzert in der Fritz-Mannherz-Halle.
Aus diesem Anlass ergriff der damalige Ehrenvorsitzende Karl Matjeka die Initiative zur Gründung eines „Jubiläumsorchesters“, das vorwiegend aus ehemaligen Aktiven und Gründungsmitgliedern bestand. Auch dieses Orchester leitete Ernst Hoffmann Jahrzehnte lang und weil es Johannes dann 2006 übernommen hat, musizieren sie freudig bis zum heutigen Tage weiter.
1984 – 2024: Wir feiern heute deshalb auch das 40. Jubiläum des JUBI!

Problemlos war bereits 1980 die Stabübergabe des 1. Vors. von Karl Matjeka auf Richard Geißler erfolgt, der die nächsten 32 Jahre lang den Verein führte. Man stelle sich vor: Dabei wurde er in 15 JHV jeweils einstimmig als Vorstand wiedergewählt. Der Verein hatte fortan also über Jahrzehnte hinweg eine engagierte, kompetente Doppelspitze: Ernst, der musikalische Leiter und Richard, der Organisator und Schaffer (mit seiner Frau Bärbel als Schriftführerin). Richard war das organisatorische Rückgrat des Vereins, der auch heute noch als Ehrenvorsitzender sein Wissen, Können und sein gesamtes Netzwerk gerne zur Verfügung stellt.

Bensheim, Ispringen, Speyer, Untergrombach oder MA-Rheinau klingen heute noch nach, wenn wir uns an erfolgreiche Auftritte bei Wertungsspielen für Akkordeonorchester erinnern.
Wertungsspiele liegen sozusagen in unserer Vereins-DNA.

Und immer wieder aufs Neue machte eine vierte musikalische Formation bei Konzerten und auch bei Wertungsspielen auf sich aufmerksam. Es waren ambitionierte, exzellente Spieler*innen, die über das Orchesterspiel hinaus Spaß an gehobener Akkordeonmusik hatten und in kleinen Spielgruppen musizierten.

MINI-Ensemble – IGA – Take five – sind bei vielen noch in bester Erinnerung!!!

60 Jahre HAO Reilingen bedeutet auch sechs Jahrzehnte Musizieren zum Wohle und zur Freude der Allgemeinheit, wie auch als Kulturträger in der Dorfgemeinschaft mit vielfältigen Aktivitäten über die Akkordeonmusik hinaus. Sei dies
… jahrelang mit einem Verkaufsstand beim Straßenfest oder in letzter Zeit beim Weihnachtsmarkt oder bei der jährlich im Sommer stattfindenden Schülerfreizeit „HAO macht Kinder froh“ oder wer erinnert sich noch an unseren Musikwagen beim Reilinger Sommertagszug?

Im Festbuch zum 50. Vereinsjubiläum schreibt der Chronist Jürgen Reinemuth über das Jahr 2006 u.a. folgendes:
„Bis heute können Mitglieder nicht verstehen, was ausgelöst hat, dass sich Ernst Hoffmann praktisch über Nacht zurückgezogen hat. Man versuchte mit intensiven Gesprächen ihn im Verein zu halten, trotzdem verließ er uns kurze Zeit später.“ (Zitatende)
Ein gewaltiger Einschnitt, ein musikalischer Abfall stand an:
Das 1. Orchester drohte auseinander zu fallen, zumal einige Aktive ihr Ausscheiden bereits angekündigt hatten. Die Vorstandschaft war gefordert und suchte intensiv einen
Nachfolger. Richard wusste von einem jungen Hockenheimer Musiker, Akkordeonlehrer und Dirigenten, der seine Schüler begeistern konnte. Ein Telefonanruf – ein Kennenlernen – ein erster Probentermin und sämtliche Orchestermitglieder entschieden sich anschließend für Johannes Grebencikov als neuen Dirigenten.

Welch ein Glücksfall – für beide Seiten!!!

Was seither in den 18 Jahren musikalisch geschehen ist – kann man nur mit einmalig, phänomenal, unglaublich beschreiben!
Es begann eine musikalische Erfolgsgeschichte, die bis heute fortgeschrieben wird.
Der neue Dirigent entfachte ein Feuer der Spielfreude in allen Orchestern und wir genießen seither seine musikalische Arbeit mit uns.

Der junge Komponist Matthias Matzke hat es auf den (musikalischen) Punkt gebracht, wenn er schreibt: „Johannes ist ein großartiger Dirigent, der mit Leichtigkeit und Leidenschaft Euphorie versprüht.“
Gemeinsam mit den Freunden vom „Akkordeon im Quadrat“ in Mannheim hat er ein Konzertorchester geformt, das höchsten Ansprüchen entspricht.
Im Festbuch zum Fünfzigjährigen wird das Jahr 2013 als „Traumjahr“ bezeichnet und extra mit einem „Innsbruck-ABC“ gewürdigt, da man beim „World Music Festival“ – der heimlichen Weltmeisterschaft für Akkordeonorchester – den 3. Platz in der Oberstufe erreichte – und das bei über 60 Orchestern aus ganz Europa.

Glückseligkeit bei allen Aktiven!

Unvorstellbar, das noch zu überbieten!
Aber genau das geschah in 2016 beim zweiten Auftreten in Innsbruck:
Mit „Nordland“ erspielte man sich ebenfalls in der Oberstufe 48 von 50 Wertungspunkte und erreichte vor den Orchestern aus Essen, Zürich und London den 1. Platz.
Man war auf dem Treppchen ganz OBEN! – in der zweiten Liga!

Und danach?
Man wagte den übergroßen Schritt in die Kunststufe – der Höchststufe in der Welt der Akkordeonorchester. Dirigent und Orchester (samt Anhang) fuhren erwartungsvoll ein Drittes Mal nach Innsbruck. Mit der Komposition „Einimegajuma“ (ein nicht mehr ganz junger Mann – Herbert Werz) des 26-jährigen Matthias Matzke spielte man als eines von 27 Orchestern vor den Wertungsrichtern und dem voll besetzten Saal Tirol des Innsbrucker Kongresszentrums.
Und wieder einmal hatte Johannes das Orchester auf Topniveau vorbereitet. Mit enormer Spielfreude und Energie, rhythmischer Präzision, technischer Brillanz und musikalischer Raffinesse spielte das Orchester mit seinem Dirigenten groß auf.
Es wurde ein grandioses Ergebnis: Der 1. Platz mit Pokal und Ehrenpreis der Stadt Innsbruck.
Erlebnisse und Emotionen, die man sich nicht erkaufen kann.

Und bei dem nächsten „World-Music-Festival“ 2025 trifft sich erneut die Akkordeonwelt in Innsbruck. Johannes mit seinem ReiMa-Orchester gestalten dann das GALA-Konzert, über das im „Innsbruck-ABC“ zu lesen ist:
„Ambitionierte Musiker haben hier die Chance der Avantgarde der Akkordeonmusik zu lauschen!“
So weit ist es also gekommen!
Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten für das riesengroße Engagement!

Einmalig schön!
Einmalig schöne Erlebnisse – Reiseerlebnisse gab es noch mehrere: – Die Traktorfahrt nach Seckenheim zu Doris,
Flug nach Istanbul zu „Entführung aus dem Serail“,
Besuch der französischen Partnergemeinde Jargeau als 1. Reilinger Verein,
Konzertauftritt bei der Papstaudienz auf dem Petersplatz in Rom vor 15.000 Gläubigen,
Mit dem einmaligen Herbert Werz nach Kenia.

Und was war doppelt schön?
Natürlich „Das Besondere Konzert“, das Herbert Werz für besondere Orchester ins Leben gerufen hat.
Als geeignete Aufführungsorte hierfür wählte man das Rokoko-Theater im Schlossgarten Schwetzingen und die Stadthalle Hockenheim mit einer Doppelaufführung.
Zweimal eine Akkordeon-Gala pur!

Wir sind heute alle auf einer Geburtstagsfeier:
60 Jahre HAO und 40 Jahre Jubiläumsorchester!

Glückwunsch dem Verein auch zu seiner Vielzahl fleißiger Aktiver und zu den vielen vereinstreuen langjährigen Mitgliedern.
Wir haben derzeitig eine organisatorische und musikalische Doppelspitze par excellence.
Möge es auch weiterhin heißen: „Das HAO macht alle froh!“

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